Handwerk ist Zukunft: Für eine Ausbildung ist es nie zu spät

Handwerk ist Zukunft – Ausbildung im Handwerk ist Zukunft

Eine Ausbildung im Handwerk hat Hand und Fuß. Und es ist nie zu spät, um seine Berufung zu finden. Heute berichten wir von einer Maurer-Auszubildenden, die es wohl so nicht oft gibt. Denn sie ist bereits 61 Jahre alt. Und mit 61 Jahren hat Elisabeth Gall beim Traditionsbetrieb Falk im bayerischen Hirschau eine Ausbildung zur Maurerin begonnen. Damit ist die gelernte Physiotherapeutin wohl die älteste Azubine in Deutschland.

Für die Handwerkskammer wurde Sie befragt, was Sie zu dieser Ausbilung gebracht hat. Das möchten wir Ihnen nicht vorenthalten.

Wie kam es dazu, dass Sie sich für eine Ausbildung in einem neuen Beruf entschieden haben?

Ich habe mir 1984 ein altes, marodes Bauernhaus gekauft, das ich seitdem renoviere. Ich gestalte gerne mit meinen eigenen Händen. Als mein Sohn ausgezogen ist, habe ich einfach bei einem Maurerunternehmen nachgefragt und den Ausbildungsplatz bekommen. Ich interessiere mich sehr für Sanierung und Restaurierung, insbesondere für den Gewölbebau. Es gibt so viele künstlerische Gestaltungsmöglichkeiten beim Mauern.

Könnten Sie ein Beispiel nennen?


Ein alter Handwerksmeister hat mir seine alten Entwürfe gezeigt und die Technik erklärt, wie man zum Beispiel eine Fensterfasche mauert und dann mit einer Rundung unter dem Fenster verputzt. Das finde ich sehr elegant.

Stört es Sie, wenn alle staunen, dass Sie in Ihrem Alter diese körperlich anstrengende Arbeit gewählt haben?


Manchmal ja. Es kommt darauf an, wie dies formuliert wird. Ich mache die Ausbildung für mich und habe mich noch nie für meine Entscheidungen gerechtfertigt. Und übrigens: Acht Stunden Physiotherapie sind körperlich sehr anstrengend. Wenn ich noch zehn Jahre weiterarbeiten kann, dann wäre das doch cool.

Wie wichtig ist Ihnen das Thema Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz?


Wir wollen alle mindestens bis zur Rente arbeiten und dabei gesund bleiben. Mein Ausbildungsbetrieb legt großen Wert auf Arbeitsschutz. Ich bekomme alles, was ich brauche und mir wird gesagt: „Wenn du dich nicht sicher fühlst, dann musst du das nicht machen.“ Ich werde nie unter Druck gesetzt.

Kommt das bei Ihren Mitazubis denn vor?


Einer aus meiner Berufsschulklasse hatte in seiner Firma nach Handschuhen gefragt und die Antwort bekommen: „Du bist doch kein Mädchen.“ Dabei kann schnell mal etwas passieren, zum Beispiel bekommt man schnell einen Splitter ab.

Können Sie von Ihrer Arbeit als Physiotherapeutin profitieren, wenn es darum geht, ergonomisch zu arbeiten?


Wenn ich einen Zementsack aufheben muss, weiß ich, wie ich das rückenschonend mache. Beim Schippen zum Beispiel achte ich auf den Wechsel von Belastungen und nutze beide Richtungen und nicht immer nur die eine. Um mich weniger tief bücken zu müssen, kann ich den Mörteleimer auf einen Limonadenkasten stellen. Da ist vieles möglich.

Und wenn Sie jemanden kennen, der handwerklich begabt ist oder Interesse an einer Ausbildung hat – dann freuen wir uns über einen Tipp von Ihnen an unseren Julian Oettl:

Wir freuen uns auf zahlreiche Tipps von Ihnen allen.